Verena Dietl : Laim

 
Laim bildet in München den Stadtbezirk 25 mit etwa 48.000 Einwohnern.

Laim war ursprünglich eine eigenständige Ortschaft und existiert bereits länger als München selbst. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde Laim zwischen 1047 und 1053 als loco leima.

Der Name Laim kommt von leim, gleich Lehm, oder Lehmboden. Die Kirche St. Ulrich wurde zwar erst 1315 erstmals urkundlich erwähnt; vermutlich ist sie jedoch viel älter und geht auf die Gründungszeit Laims zurück. Das Zentrum war damals der Laimer Anger.

Da die Lehmvorkommen jedoch deutlich geringer als z.B. in Berg am Laim waren, siedelten sich in Laim keine Ziegel- brennereien an, sondern die Wirtschaft war bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt.

Das Laimer Schlössl wird zwar manchmal Agnes-Bernauer-Schlössl bezeichnet, Agnes Bernauer hat jedoch vermutlich nie in Laim gewohnt, sondern lediglich 1433 ein herzogliches Lehen erworben, bei dem zwei Laimer Kirchenpröbste mitwirkten. Im Dreißigjährigen Krieg wurden das Dorf, das aus rund zwanzig Höfen bestand und der Edelsitz Laim niedergebrannt. 1715 erwarb Kurfürst Max Emanuel den Edelsitz Laim und erhob ihn zu einer Hofmark.

Die Ortschaft Laim wurde 1818 eine eigene Gemeinde. Das Laimer Schlössl wurde unter Max Emanuel als Wirtschaftsgebäude im Laimer Schlossgut, einem ehemaligen Jagdsitz, errichtet. Im 19. Jh. verfiel es zunehmend und wurde erst mit dem Kauf durch Theodor Fischer renoviert.

Laim besteht zwar als Ortschaft schon länger als München selbst, erlebte sein Bevölkerungswachstum aber erst mit der Eröffnung des Rangier- und Güterbahnhofes und der folgenden Eingemeindung zu München.
Zwar liegt Laim schon seit 1841 an den Gleisen der Eisenbahnstrecke München-Augsburg, blieb jedoch viele Jahre vom Eisenbahnverkehr unberührt. 1890 hatte Laim nur 290 Einwohner. Zwei Jahre später wurde in Laim der Rangierbahnhof eingeweiht und begründet damit das schnelle Wachstum Laims in den folgenden Jahren. Laim war für den Rangierbahnhof ein idealer Standort, da die Umladekapazitäten des Münchner Hauptbahnhofes schon lange nicht mehr ausreichten, in Laim aber noch viel unbebaute Fläche aus der Agrarwirtschaft zur Verfügung stand.

Das schnelle Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum wurde schon früh vorhergesehen. 1892 wurde daher ein Stadterweiterungsbüro gegründet, dem zunächst Theodor Fischer vorstand, um das unkontrollierte Städtewachstum zu verhindern. Bis 1901 verzehnfachte sich die Bevölkerung in Laim. Das schnelle Wachstum führt schließlich am 1. Januar 1900 zur Eingemeindung Laims zu München. Die zunehmende Verdrängung der Münchner Wohnbevölkerung aus der Münchner Innenstadt durch aufstrebende Dienstleistungsunternehmen und die jungen Industrieansiedlungen an den Gleisen erhöhen das rapide Wachstum zusätzlich. 1908 wurde die Trambahnstrecke eingeweiht, auf der heute die Tram 19 verkehrt. Um den alten Ortskern entstanden später auch einige Villen und auch mehrgeschoßige Bauten, die z.T. bis heute das Ortbild prägen. Laim war ein Stadtviertel mit emporstrebendem Industrieproletariat.

1938 wurde auch Pasing und Großhadern eingemeindet. Damit war Laim kein Außenbezirk mehr, hatte es zudem auch mit rund 50.000 Einwohnern vollständig den ländlichen Charakter verloren. Vor allem auf das starke sozialistische Arbeitermilieu und das konservativ-katholische Lager in Laim ist es zurückzuführen, dass es eine eher unterdurchschnittliche Unterstützung für die Nationalsozialisten gab. Bis zur Machtergreifung blieben die Nationalsozialisten in Laim immer rund 5% hinter dem Wahlergebnis auf Reichsebene zurück. Auch die Widerstandsbewegung gegen die Nationalsozialisten war in Laim tief verankert, so z.B. das Lebensmittelgeschäft von Margot und Ludwig Linsert in der Fürstenrieder Straße 46, von wo aus der Internationale Sozialistische Kampfbund Flugblattaktionen gegen die Nazis plante und durchführte. Der passive Widerstand der Laimer Bevölkerung führte schließlich zu einem stärkeren Engagement der Nazis, in Laim Propaganda zu betreiben. Davon abgesehen waren mehrere Industrieberiebe, die auch für die Rüstung produzierten, in Gleisnähe angesiedelt. Zudem war der Rangierbahnhof ein wichtiges Ziel der Alliierten. Von Zerstörungen war daher hauptsächlich die Gegend um die Gleise betroffen - die anderen Teile Laims blieben weitgehend verschont. Zur Zeit des Krieges gab es Pläne, den Münchener Hauptbahnhof nach Laim zu verlegen, die jedoch nach Kriegsende verworfen wurden. Es gibt keine verläßlichen Quellen, wie sich die Laimer Bevölkerung damals zu diesen Plänen stellte.

Nach Kriegsende galt die oberste Priorität dem Wiederaufbau von Wohnraum. Laim hatte damals als ein noch eher äußerer Bezirk Münchens von vornherein viele unbebaute Flächen und die vom Krieg zerstörten Gebäude taten ihr übriges. So wurden sehr schnell, z.T. in Fertigbauweise, viele Siedlungen errichtet. Probleme dieses schnellen Aufbaus und der damit verbundenen Urbanisierung waren vor allem das Fehlen von Schulen und Kirchen. Viele moderne Kirchen in Laim zeugen von dieser Zeit.

Zwischen den 1890er und den 1990er Jahren bestand in Laim der große Rangier- und Güterbahnhof, der lange Zeit als der größte Güterbahnhof Europas galt und als großer Arbeitgeber wesentlich zum Wachstum Laims beigetragen hat. Heute spielt der Güterverkehr in Laim eine untergeordnete Rolle. Heute wird Laim fast ausschließlich als Wohnviertel genutzt. Mitte der 1990er wurde der Rangierbahnhof aufgelöst. Seitdem ist Laim beinahe ausschließlich ein Wohngebiet.

Das historische Zentrum ist der Laimer Anger, der am 1. und 2. Juli 2000 anlässlich einer Umgestaltung neu eingeweiht wurde. Die Feierlichkeiten wurden mit der 100-jährigen Eingemeindung Laims zu München zusammengelegt.



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